Die Basis muss wegweisend vorangehen und der Politik Beine machen

Global betrachtet stellt sich die Differenz zwischen dem notwendigen Ziel und dessen bisheriger Umsetzung noch viel krasser dar als im Blick nur auf Deutschland. Deshalb müssen die richtungweisenden Vorschläge (vgl. Ja, wenn die Politik ...) der Studie "Treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2050" und von Wolfsteiner/Wittmann (CO2-Abgabe, umfassender Emissionsmarkt) dringend durch die Bereitschaft aller ökologisch wachen und an konsequentem Klimaschutz interessierten Menschen ergänzt werden, schon jetzt im eigenen Verantwortungsbereich für die ökologisch wahren Kosten ihrer Energienutzung einzustehen, um den Politikern durch beispielgebendes und wegweisendes eigenes Handeln den Rücken zu stärken.

Politiker und Parteien werden wohl erst dann dem Wähler vorher sagen, was sie konkret machen sollen, wenn sie keine Angst haben müssen, dafür bei der nächsten Wahl abgestraft zu werden. Es erfordert von ihnen Mut, sich nicht opportunistisch anderen Interessen unterzuordnen. Der eigentliche Engpass für eine rationale, zielführende Klimaschutzpolitik ist deshalb der Wähler, solange er nicht in überzeugender Weise für ein Mittragen notwendiger Entscheidungen gewonnen wird. Und wegen der Trägheit der ökologischen Systeme werden Klimaschutzmaßnahmen nur rechtzeitig greifen, wenn die Politik heute langfristige Ziele - bis zum Jahr 2050 - politisch glaubwürdig vorgibt und heute die Instrumente zu deren Umsetzung einrichtet.

Nun ergab laut SPIEGEL-ONLINE/Wirtschaft vom 27.02.2014 eine aktuelle EMNID-Umfrage, dass 83% der über 14-jährigen Deutschen von der Bundesregierung fordert, in der EU schärfere Klimaschutzziele durchzusetzen. Nimmt man für alle Befragten nur den Wert, der sich für die Altersgruppe der 14-29-Jährigen ergab, nämlich 72%, und berücksichtigt man nur die über 25 Jahre alten Deutschen, dann heißt das: Mindestens 42 Mill. Menschen in Deutschland fordern konsequenteren Klimaschutz.

Stellen Sie sich vor: Nur 500.000 Deutsche, gut 1% jener 42 Millionen - dieses eine Prozent könnte es sich mit Sicherheit finanziell leisten - also diese 500.000 würden nicht nur konsequenteren Klimaschutz fordern, sondern ihn selbst praktizieren, indem sie ihr eigenes Handeln in noch zu beschreibender Weise klimaneutral stellen. Stellen Sie sich vor, diese 500.000 Menschen würden damit bekunden: Wir sind nicht nur dazu bereit, sondern wir zahlen bereits jetzt freiwillig den Preis für eine umweltverträgliche Energienutzung - welch wegweisendes Signal wäre das für die Politik!

Könnte das nicht die Politiker hinreichend ermutigen, endlich das für alle verbindlich zu machen, was unabdingbar ist? Wäre das nicht eine kräftige Basis, um der Politik Beine machen zu können, damit sie endlich dafür sorgt, dass die Atmosphäre nicht länger als Abgasdeponie missbraucht wird, dass sie dafür sorgt, dass die Verursachung von CO2-Emissionen kostenpflichtig wird, um die Vermeidungsrate zu erhöhen - ganz im Sinne der UBA-Studie - und um die Kompensierung bzw. biotische Entsorgung nicht vermiedener Emissionen finanzieren zu können - so wie es bezüglich Müll und Abwasser uns allen längst selbstverständlich ist?

Der Berliner Appell: Klimaneutral handeln! hat zum Ziel, alle diejenigen sichtbar zu machen, die bereit sind, in genau diesem Sinne ihre Forderung an die Politik durch glaubwürdiges eigenes Handeln zu untermauern. Ihr Signal lautet: "Wir fordern nicht nur, dass CO2-Emissionen einen Preis bekommen, sondern wir zahlen bereits jetzt freiwillig und souverän den der ökologischen Wahrheit entsprechenden Preis für eine umweltverträgliche Energienutzung, indem wir so viel wie möglich an CO2-Emissionen vermeiden und die technische oder biotische Kompensation bzw. biotische 'Entsorgung' (via Aufforstung) des (noch) nicht vermeidbaren Restes der durch uns verursachten CO2-Last finanzieren." Eine wachsende Unterzeichnerliste soll Andere mit der Botschaft "Wir machen's schon. Mach doch auch mit!" ermutigen, in diesem Sinne ebenso wegweisend zu handeln.

Das heißt konkret Folgendes: weiter