Es gibt keine wirklich stichhaltigen Gegenargumente!

"Alles nur Ablasshandel!" - Wer das sagt, meint, wer nicht vermiedene CO2-Emissionen kompensiere, wolle sich nur freikaufen von der Anforderung, CO2-Emissionen zu vermeiden. Solche Fälle gibt es in der Tat. Doch gerade den ökologisch wachen und zu Vermeidungsbemühungen bereiten Zeitgenossen, die sich auch noch um ihre nicht vermiedenen "Rest"-Emissionen kümmern, kann man diesen Vorwurf ja wohl nicht machen. Diejenigen dagegen, die nur einen Teil ihrer CO2-Emissionen vermeiden und zugleich über Kompensationsmaßnahmen herziehen, müssen sich vorhalten lassen, sich nicht darum zu scheren, dass sie weiterhin zur Verstärkung des Klimawandels beitragen.

"Kompensationsangebote sind viel zu unsicher!" - Vielfach wird die Zurückhaltung gegenüber Kompensationsmaßnahmen damit begründet, dass deren Umsetzung und Erfolg nicht eindeutig positiv oder gar im Einzelfall fraglich seien. Auch das ist kein tragfähiges Gegenargument, denn noch nicht vermiedene oder noch nicht vermeidbare Emissionen einfach hinzunehmen, bedeutet in jedem Fall einen hundertprozentigen Beitrag zur Verschärfung der Klimaproblematik, während in der Kompensation bei großzügiger Dimensionierung zumindest die gute Chance einer kompletten Wiedergutmachung steckt. Außerdem gibt es sehr gute und zertifizierte Kompensationsangebote. (Und wer mehr kompensiert als das eigene aktuelle Päckchen, kann beliebig über 100% Wiedergutmachung leisten, z.B. für sein Handeln in der Vergangenheit.)

"Die Kompensation von meinen 10 oder 20 Jahrestonnen ist angesichts der globalen 35 Mrd. t jährlich doch völlig belanglos!" Wegen der riesigen globalen Emissionsmenge sei das bisschen individuelle Kompensation oder biotische Entsorgung (z.B. via Aufforstung) doch völlig belanglos. - Es stimmt zwar, dass die Kompensationsmaßnahme eines Einzelnen - isoliert betrachtet - so wenig bedeutet wie eine einzelne Stimme bei einer Wahl mit 100 Mill. Stimmberechtigten, aber nur durch viele Einzelne entsteht in der Summe eine gewichtige Größe. Eine hinreichend große Menge, die etwas in Gang bringen kann, kommt nur durch genügend viele souverän handelnde Menschen zustande.

"Ich kümmere mich um Emissionsvermeidung - warum sollte ich auch noch den Rest kompensieren, wo die Meisten überhaupt nichts machen?" - Zu respektieren wäre es, wenn jemand sagt: "Die von mir veranlassten Maßnahmen zur Emissionsvermeidung kosten mich schon genug; mehr zu tun bin ich nicht bereit." Aber dann gilt auch hier, dass er/sie folglich weiterhin, wenn auch in verringertem Maß, zur Verschärfung des Klimawandels beiträgt. Der wichtigste Aspekt des 2°-Ziels ist eben nicht die Emissionsvermeidung, sondern die Klimaneutralität, vgl. den unter Punkt 2 genannten Leitsatz der erwähnten UBA-Studie: es gilt, eine praktisch vollständig klimaneutrale Wirtschafts- und Lebensweise zu erreichen - mit so viel Vermeidung, wie möglich und so viel Kompensation, wie nötig!

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